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Karl Marx
Thesen über Feuerbach
1. ad Feuerbach
(1845)
Geschrieben im Frühjahr 1845.
Nach der Ver?ffentlichung des Marx-Engels-Lenin-Instituts, Moskau 1932. Diese Version aus Karl Marx u. Friedrich Engels, Werke, Bd.3, Berlin 1978, S.5-7.
Transkription u. HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für
das Marxists’ Internet Archive.
1
Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, da? der Gegenstand, die Wirklichkeit,
Sinnlichkeit nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefa?t wird; nicht aber als sinnlich menschliche T?tigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die t?tige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus von dem Idealismus –der natürlich die wirkliche, sinnliche T?tigkeit als solche nicht kennt – entwickelt Feuerbach will
sinnliche – von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedne Objekte: aber er fa?t die menschliche T?tigkeit selbst nicht
alsgegenst?ndliche T?tigkeit. Er betrachtet daher im Wesen des Christenthum nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche, w?hrend die Praxis nur in ihrer schmutzig jüdischen Erscheinungsform gefa?t und fixiert wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung
der ?revolution?ren“, der ?praktisch-kritischen“ T?tigkeit.
2
Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenst?ndliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der
Theorie, sondern einepraktische Frage. in der Praxis mu? der Mensch die Wahrheit, i.e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des. Denkens – das von der Praxis isoliert
ist – ist eine reinscholastische Frage.
3
Die materialistische Lehre von der Ver?nderung der Umst?nde und der Erziehung vergi?t, da? die Umst?nde von den Menschen ver?ndert und der Erzieher selbst erzogen werden mu?. Sie mu? daher die Gesellschaft in zwei Teile –von denen der eine über ihr erhaben ist – sondieren.
Das Zusammenfallen des ?ndern[s] der Umst?nde und der menschlichen T?tigkeit oder Selbstver?nderung kann nur alsrevolution?re
Praxis gefa?t und rationell verstanden werden.
4
Feuerbach geht von dem Faktum der religi?sen Selbstentfremdung, der Verdopplung der Welt in ein
e religi?se und eine weltliche aus. Seine Arbeit besteht darin, die religi?se Welt in ihre weltliche Grundlage aufzul?sen. Aber da? die weltliche Grundlage sich von sich selbst abhebt und sich ein selbst?ndiges Reich in den Wolken fixiert, ist nur aus der Selbstzerrissenheit und Sichselbstwidersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erkl?ren. Diese selbst mu? also in sich selbst sowohl in ihrem Widerspruch verstanden als praktisch revolutioniert werden. Also nachdem z.B. die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, mu? nun erstere selbst theoretisch und praktisch
vernichtet werden.
5
Feuerbach, mit dem abstrakten Denken nicht zufrieden, will
die Anschauung; aber er fa?t die Sinnlichkeit nicht
alspraktische menschlich-sinnliche T?tigkeit.
6
Feuerbach l?st das religi?se Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen Verh?ltnisse.
Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen:
1. von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das
religi?se Gemüt für sich zu fixieren, und ein abstrakt –isoliert–menschliches Individuum vorauszusetzen.
2. Das Wesen kann daher nur als ?Gattung“, als innere, stu mme, die vielen Individuen natürlich verbindende Allgemeinheit gefa?t werden.
7
Feuerbach sieht daher nicht, da? das ?religi?se Gemüt“ selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und da? das abstrakte Individuum, das er analysiert, einer bestimmten Gesellschaftsform angeh?rt.
8
Alles gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizism[us] veranlassen, finden ihre rationelle L?sung in der menschlichen Praxis und in dem Begreifen dieser Praxis.
9
Das H?chste, wozu der anschauende Materialismus kommt, d.h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische T?tigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen und der
bürgerlichen Gesellschaft.
10
Der Standpunkt des alten Materialismus ist die bürgerliche Gesellschaft, der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche Menschheit.
11
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es k?mmt drauf an, sie zu ver?ndern.
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Zuletzt aktualisiert am 17.11.2006
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